Elektrische Anlagen

Mögliche Gefahren durch spannungsführende elektrische Anlagen

Allgemein

Elektrischer Strom ist mittlerweile eine der fundamentalen Voraussetzungen für unser heutiges Leben. Aufgrund dessen ist natürlich auch eine entsprechende elektrische Infrastruktur notwendig. So treffen wir in unserem direkten Umfeld beinahe überall auf elektrische Anlagen und Anlagenteile wie Hochspannungsleitungen, Trafostationen und Kabelschränke. Selbstverständlich gehört auch der Schaltkasten für die Stromversorgung der eigenen vier Wände dazu.

Durch die Instandhaltung und Überwachung der Systeme des öffentlichen Stromnetzes gewährleisten die verschiedenen Netzbetreiber stets ein hohes Maß an Sicherheit. Dennoch kommt es auch hier manchmal zu Zwischenfällen. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Meist werden Anlagen und Anlagenteile des öffentlichen Stromnetzes durch Tiefbauarbeiten, Verkehrsunfälle oder Unwetter beschädigt. Bestes Beispiel hierfür ist der plötzliche Wintereinbruch Ende 2005 im Münsterland, bei dem etliche Strommasten durch enorme Schneelasten umgeknickt waren und so für einen tagelangen Stromausfall in der Region sorgten. Aber auch Überschwemmungen infolge von Hochwasser oder Starkregenschauern können für Schäden an elektrischen Anlagen verantwortlich sein. Solche Zwischenfälle sind aufgrund des Stromausfalls nicht nur ärgerlich, sondern bergen auch enorme Gefahren. Da der elektrische Strom weder zu hören, zu riechen oder zu sehen ist, spricht man auch von einer schwer zu erkennenden Gefahr.

Im Regelfall sind alle unter Spannung stehenden elektrischen Anlagen und Anlagenteile z.B. durch Isolierungen, Gehäuse, Gebäude, Abschrankungen oder Umzäunungen gegen ein direktes Berühren geschützt. Wenn diese Schutzeinrichtungen  nach Unfällen, Unwettern oder durch mutwillige Beschädigungen defekt oder zerstört sind, spricht man von einer gestörten Anlage. Ein solcher Fall kann dann eine erhebliche Gefahr für Menschen, Tiere und Sachwerte bedeuten.

Was kann mir passieren?

Werden spannungsführende elektrische Anlagen oder Anlagenteile direkt berührt oder wird der erforderliche Schutzabstand unterschritten, kann es zu einem gefährlichen Stromfluss durch den menschlichen Körper kommen. Der elektrische Strom hat dabei verschiedene Wirkungen auf den Menschen:

  • Körperdurchströmung 
    • Durch einen elektrischen Stromfluss im menschlichen Körper können die körpereigenen Muskelsteuerungen und die Tätigkeit des Herzens außer Kraft gesetzt werden.
  • Lichtbogenwirkung
    • Lichtbögen entstehen z.B. bei Kurzschlüssen. Dabei können Temperaturen von mehreren 1000 °C auftreten. Starke Verbrennungen und schwerwiegende Zellzerstörungen können die Folge sein.
  • Sekundareinwirkung
    • Unkontrollierte Bewegungen – beispielsweise wenn sich jemand erschreckt – können selbst bei einem leichten Stromschlag zu schweren Folgeunfällen (z.B. Sturzunfällen) führen.

Was kann ich dagegen tun?

Bei akuter Gefahr/Lebensgefahr wählen Sie sofort den Notruf 112!

Bei Überschwemmungen elektrischer Anlagen/Anlagenteile:

  • Sind elektrische Anlagen wie z.B. Anlagen des öffentlichen Stromnetzes, Hausverteilungen, Schalter, Steckdosen, elektrische Geräte die an das Hausnetz angeschlossen sind, etc. überschwemmt, dürfen diese nicht berührt werden. Ebenso sollten überschwemmte Räume, in denen sich diese Dinge befinden, nicht betreten werden. Es besteht Lebensgefahr! Wählen Sie den Notruf 112! Überflutete Räume dürfen erst betreten werden, wenn sie von einem Fachmann freigeschaltet worden sind!
  • Zu überfluteten Kabelschränken und Straßenlaternen im öffentlichen Verkehrsraum muss unbedingt ein Sicherheitsabstand von mindestens 1 Meter eingehalten werden.

Bei abgerissenen Leiterseilen/beschädigten Starkstromleitungen:

  • Unfälle im Hochspannungsbereich bedeuten auch immer unbedingt den Eigenschutz zu beachten! Auch wenn es schwerfällt, nicht sofort zu einer Person eilen zu können, die einen Stromunfall erlitten hat – es besteht Lebensgefahr! Wenn auch Sie durch unüberlegtes Handeln einen Stromschlag erleiden, ist niemandem geholfen! Wählen Sie den Notruf 112!
  • Kommt es zu einem Zwischenfall, in deren Folge die so genannten Leiterseile (werden umgangssprachlich oftmals als Hochspannungskabel bezeichnet) den Erdboden berühren, muss davon ausgegangen werden, dass die betroffenen Leitungen weiterhin unter Spannung stehen. Um diese Gefahrenstellen ist unbedingt ein Schutzabstand von mindestens 20 Metern einzuhalten! Berührt ein solches Leiterseil Metallteile, z.B. Zaun, Geländer, Fahrzeuge oder umgestürzte Bäume, muss von diesen ebenfalls ein Abstand von mindestens 20 Metern eingehalten werden! In diesen Fällen bildet sich um die Gefahrenstelle ein so genannter Spannungstrichter.
  • Auch Beschädigungen bei Erdkabeln können im Bereich der defekten Stelle zu einem Spannungstrichter mit einer gefährlichen Schrittspannung führen. Es gelten die gleichen Sicherheitsmaßnahmen wie bei einer herabgestürzten Hochspannungsfreileitung (mindestens 20 Meter Schutzabstand!).
  • Bei einem Stromübertritt auf Fahrzeuge, Betonpumpen, Kranwagen oder Kipper sollte der Fahrzeugführer unbedingt Ruhe bewahren. Sofern es möglich ist, sollte versucht werden, das Fahrzeug aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Ansonsten über den Notruf 112 die Rettungskräfte alarmieren. Das Fahrzeug oder den Führerstand nicht verlassen! Außenstehende vor dem Nähertreten warnen und für einen Schutzabstand von mindestens 20 Meter sorgen. Nur im absoluten Notfall (Lebensgefahr durch die Entstehung eines Brandes) und unter höchster Vorsicht versuchen, das Fahrzeug und den gefährdeten Bereich, wie im nächsten Punkt beschrieben, zu verlassen.
  • Befindet sich eine Person innerhalb des Spannungstrichters, sollte sie mit dicht geschlossenen Beinen stehen bleiben und nichts berühren. Im Notfall kann dieser Bereich nur unter besonderer Vorsicht, mit beidbeinigen Sprüngen (ähnlich Sackhüpfen) oder mit möglichst kleinen Schritten (Fuß vor Fuß setzen) verlassen werden.
  • Besondere Objekte wie z.B. Freileitungsmasten (ugs. Strommast), Umspannwerke, Trafostationen, Erdgasschieberstationen und ähnliche Bauwerke haben durch den jeweiligen Betreiber immer eine eindeutige Kennzeichnung erhalten. Diese Kennzeichnung ermöglicht es den Einsatzkräften, im Schadensfall den Ort des Geschehens schneller und präziser bestimmen zu können. Falls Sie in unmittelbarer Nähe solcher besonderen Objekte wohnen, kann es daher von Vorteil sein, sich im Vorfeld über deren genaue Kennzeichnung zu informieren. Im Ernstfall helfen Sie  den Einsatzkräften mit diesen detaillierten Informationen enorm weiter.

Die Feuerwehr Wiesmoor weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei allen Artikeln dieser Kategorie nur um Hinweise oder Tipps handelt, aus denen keinerlei Haftungsansprüche abgeleitet werden können.

Spannungstrichter / Schrittspannung

Ein Spannungstrichter und eine gefährliche Schrittspannung können immer dann auftreten, wenn defekte Freileitungen z.B. den Boden berühren oder Fahrzeuge in unter Spannung stehende Freileitungsseile oder andere elektrische Anlagen gefahren sind. Dadurch wird um die Kontaktstelle herum das Erdreich unter Spannung gesetzt. Die Erde der Umgebung wird zum elektrischen Leiter und es bildet sich ein so genannter Spannungstrichter. So wird der Bereich des Erdbodens in der Nähe einer Stromeintrittsstelle (z.B. ein herabgefallenes Leiterseil, der Standplatz eines Fahrzeuges mit Leiterseilberührung) genannt. Wenn man in diesem gefährlichen Bereich einen Schritt wagen würde, hätte man an seinen Füßen unterschiedliche Spannungen anliegen (zwischen dem Fuß, welcher sich näher an der Schadensstelle befindet und dem, der sich weiter weg befindet). Durch diesen Schritt innerhalb des Spannungstrichters werden die unterschiedlichen Potentiale der Füße überbrückt. Dadurch fließt Strom und es kommt zu einer lebensgefährlichen Körperdurchströmung, auch wenn man eine herabhängende Leitung oder die Schadensstelle nicht direkt berührt. Die Schrittspannung ist dabei von der Schrittlänge und der Entfernung zur Stromquelle abhängig. Auch eine Überbrückung mit anderen Körperteilen führt zu einer gefährlichen Körperdurchströmung. Aus diesem Grund muss zu derartigen Gefahrenstellen immer ein Abstand von mindestens 20 Meter eingehalten werden. Hat die betreffende fehlerhafte Stromquelle Kontakt zu Metallteilen (z.B. Fahrzeugen, Zaun, Geländer), so muss zu diesen Teilen ebenfalls ein entsprechender Abstand von mindestens 20 Metern eingehalten werden.

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