Die Ankunft des neuen Rüstwagen-Kran (Kurzform RW-K) beim Feuerwehrhaus der Feuerwehr Wiesmoor am Abend des 20. Dezembers stellte den Abschluss eines langen Ersatzbeschaffungsprozesses dar. Bereits 2020 begannen die ersten konkreten Planungen zur Anschaffung eines neuen Rüstwagens mit Kran, um das Vorgängerfahrzeug aus 1995 zu ersetzen. Die Planungsphase für einen neuen, dem aktuellen Stand der Technik entsprechenden Rüstwagen, war relativ schnell abgeschlossen. So konnte die Verwaltung in gewohnt enger und guter Zusammenarbeit mit der Feuerwehrführung der Ortsfeuerwehr Wiesmoor und einem klaren politischen Votum für die notwendige Ersatzbeschaffung die Ausschreibung für das Fahrzeug im Jahr 2021 veröffentlichen. Den Zuschlag bekam schließlich die Firma Lentner aus der Nähe von München. Aufgrund der bekannten teils widrigen Bedingungen zu dieser Zeit in Wirtschaft und Handel veranschlagte der Hersteller bereits damals eine Lieferzeit von 26 Monaten. Leider verzögerte sich der ursprünglich angedachte Auslieferungstermin wegen weiterer Schwierigkeiten nochmals um mehrere Monate. Vor wenigen Wochen erreichte dann aber eine positive Nachricht aus dem Münchener Umland das ostfriesische Wiesmoor: Der Liefertermin für den neuen Rüstwagen-Kran stand nun fest. So machte sich bereits am Dienstag eine Abordnung aus Wiesmoor, bestehend aus dem Ortsbrandmeister Karlheinz Bienhoff, seinem Stellvertreter Gerd Buß und einigen Mitgliedern der Rüstwagen-Gruppe auf den Weg zum Aufbauhersteller Lentner in das bayrische Hohenlinden, um sich dort in die neue Fahrzeugtechnik einweisen zu lassen und die Endabnahme des Fahrzeugs durchzuführen.
Zur geplanten Ankunft des neuen Fahrzeugs fanden sich am Freitagabend mehr als 350 Personen beim Feuerwehrhaus an der Hauptstraße ein. Pünktlich um 19.30 Uhr war es dann soweit. Nach einer fast 900 Kilometer langen Überführungsfahrt rollte der neue Rüstwagen-Kran mit Blaulicht und Martinshorn die Auffahrt zum Feuerwehrhaus hinauf, die zu diesem Anlass mit einigen Pyroeffekten präpariert war. Auf dem Hof des Feuerwehrhauses wurde er zudem standesgemäß von einem Fahrzeugspalier der Wiesmoorer und Marcardsmoorer Fahrzeuge und einem weithin hörbaren Martinshornkonzert empfangen. Viele der zahlreichen Besucher staunten nicht schlecht, als sich der neuste Zuwachs im Fuhrpark der Wehr seinen Weg durch die Menschenmenge bahnte.
Mit seinen drei Achsen und dem 26 Tonnen Fahrgestell setzt der fabrikneue 440 PS starke Rüstwagen-Kran neue Maßstäbe. Im Nordwesten ist es das erste Fahrzeug in dieser Ausführung bei einer Freiwilligen Feuerwehr. Aufgrund der in Wiesmoor vorhandenen jahrzehntelangen Erfahrungen mit diesem Fahrzeugtyp wurde bei der Planung des neuen RW-K unter anderem berücksichtigt, dass die Zunahme und der Umfang der technischen Hilfeleistungen, zu denen die Feuerwehr ausrücken muss, stetig steigt. Das erfordert schon seit Jahren immer mehr und schwerere Ausrüstungsgegenstände, um bei verschiedenen Einsatzlagen effizient helfen zu können. Mit einem 26 Tonnen Fahrgestell auf drei Achsen trug man dieser Entwicklung nun Rechnung. Auch das Herzstück des Sonderfahrzeugs, der Heck-Kran von Palfinger, ist um einiges leistungsfähiger als sein Pendant am Vorgängerfahrzeug. Mit einer maximalen Hubkraft von 5,6 Tonnen im Nahbereich und knapp 900 Kilogramm bei einer Ausladung von annährend 17 Metern verfügt der Kran nun über einen weitaus größeren Arbeitsbereich. Eine zusätzliche Kranseilwinde mit einer Seillänge von 60 Metern bietet eine Hubkraft von 2,5 Tonnen. Bedient wird der Kran mit einer Funkfernbedienung, die es dem Maschinisten ermöglicht, sich rund um das Fahrzeug frei bewegen zu können. So kann der Kranführer stets alles im Blick behalten.
Die fest eingebaute Seilwinde an der Fahrzeugfront verfügt über 90 Meter Seillänge und hat eine Zugkraft von fünf Tonnen. Außerdem ist der RW-Kran mit zwei kompletten hydraulischen Hilfeleistungssätzen, davon ein Satz mit Akku-Technologie, ausgestattet. Schnellangriffseinrichtungen für Strom und Druckluft gehören ebenfalls zum neuen Standard. Die Dachbeladung umfasst neben einem großen Schlauchboot noch einen ganz besonderen Ausrüstungsgegenstand. Aufgrund der Erfahrungen mit häufigeren Unwetterereignissen ist auf dem Dach ein hydraulischer Holzgreifer verlastet, der bei Bedarf am Kranende installiert werden kann. Auf diese Weise lassen sich z.B. Sturmschäden effizienter und vor allem sicherer beseitigen. Ein fest eingebauter Stromgenerator mit einer Leistung von 40 kVA sichert an Einsatzstellen zukünftig die Stromversorgung. Insgesamt ist die Beladung des Sonderfahrzeuges auf die Hilfe bei so genannten schweren technischen Hilfeleistungen ausgelegt. Dazu gehören Verkehrsunfälle von Pkws und Lkws, Wasserrettungseinsätze, Hoch- und Tiefbauunfälle, Großtierrettungen oder Unwettereinsätze. Großes Augenmerk wurde beim neuen Rüstwagen-Kran auch auf die Wendigkeit gelegt. Denn trotz seiner Größe muss das Fahrzeug in jeder Situation möglichst beweglich sein. Aus diesem Grund verfügt der RW-Kran über eine lenkbare Hinterachse.
Nachdem das Fahrzeug in Wiesmoor angekommen war, klang der Empfang nach einem leckeren und deftigen Grünkohlgericht, das vom Team der feuerwehreigenen Feldküche zubereitet wurde, nach einiger Zeit gemütlich aus.
In den kommenden Tagen folgt nun trotz des anstehenden Weihnachtsfestes die umfangreiche Ausbildung der Kameradinnen und Kameraden am Fahrzeug, damit die Einsatzkräfte schnellst möglich mit der Technik des Spezialfahrzeugs vertraut gemacht werden. Die Feuerwehr Wiesmoor bedankt sich bei allen Besuchern, die mit ihrer Anwesenheit die Feierlichkeiten zur Ankunft des neuen Fahrzeugs zu einem unvergesslichen Moment gemacht haben. Außerdem bedankt sich die Feuerwehr insbesondere bei Ralf Fremy und seinem Team der Norddeutschen Feuerwerkerei und dem Unternehmen StereoSound Veranstaltungstechnik, die durch ihr Mitwirken viel zum Gelingen des besonderen Abends beigetragen haben. Text: Jan-Marco Bienhoff (jmb)